Als Gastgeberin begrüßte Frau Prof. Dr.-Ing. Jutta Hanson vom Institut für Elektrische Energiesysteme der TU Darmstadt und Dekanin des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik die Gäste. Sie stellte verschiedene Projekte zur Solarenergie am Campus Lichtwiese vor und betonte, wie wichtig in diesem Bereich die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung bestand für alle Teilnehmenden die Möglichkeit, die Solar-Decathlon Häuser der TU Darmstadt zu besichtigen. Die Energieplus-Modellhäuser hatten 2007 und 2009 den internationalen Solar Decathlon Wettbewerb in Washington gewonnen.
50.000 Nutzer allein im ersten Monat
Dr. Justus Brans vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft und Energie betonte in seiner Eröffnungsrede die Dringlichkeit der Energiewende. Das landesweite Solar-Kataster soll helfen, die Potenziale der Solarenergie in Hessen besser zu nutzen. Er wies zugleich auf die sinkenden Kosten für Photovoltaik, Solarthermie und Speicheranlagen hin. Ziel des Solar-Katasters ist es, den Bürgerinnen und Bürgern unabhängige, neutrale Informationen zur Verfügung zu stellen. Kommunen und Landkreise werden gezielt bei der Solarförderung unterstützt. „Wir erhoffen uns deutliche Investitionsimpulse zur Stärkung der lokalen Wirtschaft und möchten einen positiven Ausbautrend fördern“, schloss Justus Brans. Schon im ersten Monat nach der Pressekonferenz mit Minister Tarek Al-Wazir hatte das Solar-Kataster 50.000 Nutzer erreicht.
4,8 Millionen Quadratmeter als sehr gut geeignet ausgewiesen
Thomas Knöll, von der hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation erläuterte die Erfassung der Geodaten für das Kataster. So erfuhren die Teilnehmenden wie die Daten durch aufwändige Überflüge mit Laserscans des gesamten Bundelandes gewonnen werden. Zukünftig soll die Datengrundlage für die gesamte Fläche Hessens alle zwei Jahre aktualisiert werden.
Sandra Lanig, die Projektleiterin der Klärle Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt mbH erläuterte die Anwendungen des Katasters. Interessierte können einfach ihre Adresse eingeben und das Programm zeigt die grundsätzliche Eignung des Daches oder der Freifläche an. 2,5 Millionen Quadratmeter auf Wohnhäusern, 1,6 Millionen auf Gewerbe- und Industriegebäuden und weitere 500.000 Quadratmeter Fläche auf öffentlichen Gebäuden sprechen hier eine deutliche Sprache. Und dies sind nur die einfach nutzbaren Dächer, die im Programm rot eingefärbt sind. Die anwesenden Expertinnen und Experten schätzten das Potenzial noch deutlich höher ein. So wird in Zukunft ein Hinweis bei den gelb eingefärbten Flächen erscheinen, Fachleute hinzuzuziehen. Zahlreiche Beispiele in der anschließenden Diskussion zeigten, dass durch neue Technik auch Ost-West Dächer inzwischen hoch effizient genutzt werden können.
Solarstrom aus Bürgerhand
So erläuterte Georg Schumacher, Vorstand der Energiegenossenschaft Starkenburg am Beispiel einer Maschinenhalle oder dem Neubau eines Feuerwehrhauses wie Bürgersolaranlagen hoch effizient betrieben werden können, auch wenn sie keine optimale Ausrichtung haben. Die Energiegenossenschaft hat inzwischen 770 Mitglieder und investiert in verschiedene Erneuerbare Energien der Region. Auch Volker Klös von der Sonneninitiative e.V. betreibt nach einem ähnlichen Modell Bürgersonnenkraftwerke. Er stellte neue Aufständerungen in Ost-West Richtung vor, die sich speziell für Anlagen mit hohem Eigenverbrauch morgens und abends gut eignen. Auch für Quartiere oder Eigentümergemeinschaften bietet der Verein gute Lösungen an.
Sonne auf meinem Dach?
„Das Solar-Kataster eignet sich vor allem für Bürgerinnen und Bürger, die einen ersten Überblick brauchen. Sie können mit wenigen Klicks einen Eindruck über die Wirtschaftlichkeit ihrer Dächer verschaffen“, lobt Jürgen Sabeder von der Klimaschutzagentur Wiesbaden das Programm. Die Stadt Wiesbaden nutzt bereits seit 2009 ein Kataster für die Energieberatung. Carsten Hoffmann, Vorstand der GGEW AG in Bensheim bewertete das neue Solar-Kataster als sehr hilfreich. Die GGEW hat als kommunaler Energieversorger ein „rundum sorglos“-Paket geschnürt, das Eigenheimbesitzern eine Solaranlage mit Batteriespeicher im Keller verpachtet. Die Besitzer können den selbst erzeugten Strom günstig nutzen und speisen Überschüsse ins Netz ein.
Solarenergie nutzen
In der Schlussdiskussion waren sich die Anwesenden einig, dass die Zukunft der Solarenergie verstärkt in der dezentralen Anwendung auf den Dächern der Bürgerinnen und Bürger liegen wird.
Das Solar-Kataster wurde als wichtige Orientierungshilfe gesehen, die es auszubauen gilt. „Das Kataster ist ein Startpunkt. Aber wenn wir alle rot gekennzeichneten, gut geeigneten Flächen belegen, würde dies einen großen Schritt für den Ausbau der Solarenergie in Hessen bedeuten“, schloss Dr. Antje Grobe, die Moderatorin der Veranstaltung die Diskussion.
Dr. Rainer Kaps, in der Hessen Agentur für das Bürgerforum Energieland Hessen verantwortlich, nahm die Anregungen der Expertinnen und Experten auf und stellte eine Weiterentwicklung des Katasters in Aussicht. Er lud alle Interessierten zur nächsten Informationsveranstaltungen am 31. Oktober 2016 in Fulda und am 22. November 2016 in Marburg ein. Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie auf der Website des Bürgerforum Energieland Hessen.