Energie-Monitoringbericht Hessen 2016 erschienen
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung hat heute den zweiten Monitoringbericht zur Energiewende in Hessen veröffentlicht, der umfassend über Energieverbrauch und Energieerzeugung im Jahr 2015 berichtet. "Die Energiewende in Hessen hat weiter Fahrt aufgenommen. Noch nie wurde in Hessen mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt und noch nie wurde mit jeder eingesetzten Kilowattstunde Strom so viel produziert und erwirtschaftet wie im vergangenen Jahr", sagte der hessische Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir am Mittwoch in Wiesbaden. "Wir sind in allen drei Bereichen der Energiewende vorangekommen: Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und bei der Energieeffizienz sind die Fortschritte deutlich. Bei der Energieeinsparung stimmt die Richtung, aber hier wäre noch einiges mehr drin."
Der Bericht dokumentiert die aktuellen Entwicklungen der Energiewende in Hessen: Vom Ausbau der Erneuerbaren über die Investitionen in die energetische Gebäudemodernisierung, Beschäftigungseffekte und den Verkehrssektor bis hin zu den Energiepreisen und der Energieeffizienz.
Ausbau der Erneuerbaren Energien geht voran
Die Erneuerbaren Energien legten weiter zu. Insgesamt trugen die Erneuerbaren Energien 2015 mit 6,1 Terawattstunden (TWh) zur Stromerzeugung in Hessen bei. Das ist eine Steigerung um 15 Prozent. Die mit Abstand stärkste absolute Zunahme ist bei der Windenergie mit einer Steigerung von rund 700 Gigawattstunden (GWh) festzustellen. .
Die Erneuerbaren Energien haben 2015 mit 16,4 Prozent zum Bruttostromverbrauch in Hessen (37,4 TWh) beigetragen. Im Jahr 2014 waren es noch 14,4 Prozent.Ende 2015 stand somit in Hessen eine elektrische Leistung von insgesamt 3.507,1 MW aus EEG-geförderten Anlagen zur Verfügung. Dies waren 259,6 MW bzw. 8,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei den Inbetriebnahmen von EEG-geförderten Anlagen liegen Windenergieanlagen mit einer im Jahr 2015 neu installierten Leistung in Höhe von 200,5 MW deutlich vor PV-Anlagen (58,0 MW) und Biomasseanlagen (2,0 MW).
Der Main-Kinzig-Kreis konnte den größten Zuwachs von EEG-geförderten Anlagen im Jahr 2015 verzeichnen. Die installierte Leistung stieg im Landkreis um insgesamt 51,0 MW. Allein 31,7 MW wurden in Schlüchtern zugebaut. Das entspricht 12,2 Prozent des gesamthessischen Zubaus im Jahr 2015. In Heidenrod im Rheingau-Taunuskreis wurde eine zusätzliche Leistung von 25,1 MW installiert. Die Einzelergebnisse können gemeindescharf auf einer interaktiven Karte abgerufen werden.
Energieverbrauch leicht rückläufig
Beim temperaturbereinigten Endenergieverbrauch ist ein leichter Rückgang um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Dennoch stieg wetterbedingt der Endenergieverbrauch in Hessen im Jahr 2015 auf insgesamt 216 Terawattstunden (TWh) an. Gegenüber dem Jahr 2014 bedeutet dies eine Zunahme um 2,3 Prozent. Die kühlere Witterung im Vergleich zum sehr milden Vorjahr und ein damit verbundener höherer Heizenergiebedarf haben im Wesentlichen zu diesem Anstieg geführt.
Energieproduktivität steigt deutlich an
Auch im Jahr 2015 ist es gelungen, Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch voneinander zu trennen. Sprich: Obwohl die Wirtschaft wächst, ging der temperaturbereinigte Energieverbrauch leicht zurück. Im Ergebnis führt dies zu einer deutlich steigenden Energieproduktivität. Mit jeder Kilowattstunde Energie wird also immer mehr produziert. Im vergangenen Jahr ist die so genannte temperaturbereinigte Endenergieproduktivität um 1,9 Prozent angestiegen.
Investitionen in energetische Gebäudemodernisierung auf Höchststand
Einen deutlichen Sprung machten die Investitionen zur energetischen Modernisierung im Gebäudesektor. Das Neubauförderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) "Energieeffizient Bauen" umfasste in 2015 13.371 geförderte Wohneinheiten in Hessen. Das sind annähernd doppelt so viele Wohneinheiten wie im Jahr 2014 (7.837). Das Fördervolumen für hessische Neubauten stieg im gleichen Zeitraum von 370 Mio. Euro auf 560 Mio. Euro an.
Im Jahr 2015 kamen insgesamt 888 Mio. Euro aus den KfW-Förderprogrammen zur Steigerung der Energieeffizienz nach Hessen. Im Jahr 2014 waren es 638 Mio. Euro.
Ein Sanierungsstau ist hingegen im Keller zu beobachten. 55% der Gasfeuerungsanlagen und 63% der Ölfeuerungsanlagen in Hessen sind älter als 18 Jahre. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund wieder steigender Ölpreise problematisch.
Private Haushalte zahlen weniger für Energie
Die allgemeinen Lebenshaltungskosten der privaten Haushalte haben sich im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,3 Prozent erhöht. Preistreiber waren dabei Ausgaben für Wohnung und Nahrungsmittel, wohingegen sich die Ausgaben für Energie teilweise deutlich verringert haben. Am stärksten gesunken ist der Preis für leichtes Heizöl (-23,0 %), Dieselkraftstoff (-16,3 %) und Superbenzin (-8,9 %). Damit hat sich der bei Mineralölprodukten bereits seit 2012 zu beobachtende Trend deutlich sinkender Energiepreise weiter fortgesetzt. Aber auch für Fernwärme (-2,5 %), Erdgas (-1,0 %) und Strom (-0,7 %) mussten die Verbraucher weniger bezahlen als im Vorjahr.
Mehr Beschäftigte bei Energieversorgern
Im Jahr 2015 waren in Hessen 12.535 Menschen in Energieversorgungsunternehmen tätig. Dies waren 270 Beschäftigte bzw. 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kommen weitere Beschäftigte im Baugewerbe, im Dienstleistungssektor und im Verarbeitenden Gewerbe.
Energieverbrauch im Verkehrssektor weiterhin hoch
Der Endenergieverbrauch des Verkehrssektors steigt im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr geringfügig um 0,1 Prozent auf 365 PJ. Dabei ging der durchschnittliche Treibstoffverbrauch von neu zugelassenen PKW von 5,4 Liter je 100 km im Jahr 2014 auf 5,3 Liter je 100 km im Jahr 2015 leicht zurück.
Insgesamt waren zum Jahresbeginn 2016 in Hessen mehr als 3,5 Mio. PKW registriert. 65 Prozent aller PKW in Hessen sind mit Benzinmotoren ausgestattet. 33 Prozent der Fahrzeuge sind PKW mit Dieselmotoren.
Insgesamt waren zum Stichtag 1.1.2016 in Hessen 11.708 Hybrid-Fahrzeuge zugelassen. Im Vergleich zum Jahr 2010 (2.598) ist das mehr als eine Vervierfachung. Bei den reinen Elektroautos stieg die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge im gleichen Zeitraum von 153 auf 1.966 Fahrzeuge.
Al-Wazir: "Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien haben wir uns vom bundesweiten Schlusslicht spürbar nach oben gekämpft. Ob wir die Dynamik auch angesichts der Anfang 2017 greifenden Änderungen im EEG beibehalten können, wird die spannende Frage der nächsten Monate sein." Auch bei der Energieeinsparung und Effizienz sei Hessen vorangekommen. "Es war richtig, dass wir mit der Energie Agenda 2015 das umfassendste Programm für mehr Energieeffizienz aufgelegt haben, das es in Hessen je gegeben hat. Allerdings müssen wir gerade bei der Sanierung von Wohngebäuden noch besser werden - nicht zuletzt aufgrund der aktuell wieder steigenden Preise für Energie."
Zur Methodik:
Die Berichterstattung erfolgt faktenbasiert auf Basis energiestatistischer und ökonomischer Kennzahlen. Die Auswahl der Indikatoren erfolgte in enger Anlehnung an das Monitoring des Bundes. Zentrale Grundlage des Berichtssystems ist die amtliche Energiestatistik sowie weitere verfügbare energiestatistische Informationen, u.a. aus einer Schätzprognose des Leipziger Instituts für Energie (IE Leipzig).
https://wirtschaft.hessen.de/presse/pressemitteilung/energie-monitoringbericht-hessen-2016-erschienen